Wunderschöne, nackte Frauen auf riesigen Zigarren reitend, in Martini-Gläsern badend und auf Cheeseburgern sitzend: Mel Ramos wurde durch seine kontroversen „Commercial Pin-ups“ bekannt, in denen er Sex und Kapitalismus auf direkte Weise verbindet. Heute ist Mel Ramos so populär wie nie zuvor: Gruppen- und Einzelausstellungen auf der ganzen Welt, verewigt in zahlreichen Büchern, Katalogen und Magazinen. Seine Bilder und Skulpturen sind unter anderem im Guggenheim Museum und im New Yorker Museum of Modern Art zu sehen.
Geboren wurde Melvin John Ramos 1935 als Kind portugiesischer Einwanderer in Kalifornien, später studierte er in seiner Heimatstadt Sacramento. In der Kunstwelt wurde er in den frühen 1960er Jahren bekannt. Es war die Zeit der aufkommenden Massenmedien und des ungezügelten Konsums. Die USA flogen auf den Mond und an der Madison Avenue in New York wurde die moderne Werbung erfunden. Neon-Reklamen prägten die Städte und die Marken der Konsumgüter drangen in die Heime und Köpfe der Amerikaner. Das Land befand sich in Bewegung, Zuversicht und der Glaube an die Technik und den Kapitalismus prägten die Stimmung. Gleichzeitig wurde die grelle Ikonographie des Konsums auch in der Kunst thematisiert, dekonstruiert und collagiert. Es war auch die Zeit der aufkommenden Pop-Art.
Ramos gilt neben Andy Warhol, Roy Lichtenstein und Robert Rauschenberg als einer der bedeutenden Vertreter dieser Kunstrichtung, die sich mit der Konsum-Gesellschaft und deren Verführungsmechanismen auseinandersetzt. Im Gegensatz zum intellektuellen und verschlossenen Ansatz des abstrakten Expressionismus schufen die Vertreter der Pop-Art gegenständliche Kunst, die einen konkreten Bezug auf die Welt nahm, Motive aus Film, Werbung und Popkultur aufgriff.
Text: Quirin Brunnmeister